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Cryptokultur an Hochschulen

Version 1.0, 23.11.2014

Es ist unwahrscheinlich, dass die praktische Nutzung von Kryptografie Bestandteil der Prüfungsordnungen wird. Vorstellbar ist das sowieso nur bei Informatikern und Mathematik-Lehramtsstudenten. Das Thema muss aber massiv an alle technikaffinen Studiengänge herangetragen werden – und mit überschaubarer Verzögerung auch an die anderen.

Mit freiwilligen Angeboten kann man Studenten durchaus erreichen, insbesondere Erstsemester (wenn dies von der Fakultät unterstützt wird), aber das dauert zu lange. Wenn man sich darauf beschränkt, dauert es – sogar bei Informatikern – Jahre, bis die Technik sich durchgesetzt hat. Bei wenig technikaffinen Studiengängen wird das womöglich nie passieren.

Deshalb ist es erforderlich, dass die Hochschule unmissverständlich und ausreichend laut deutlich macht, dass sie – abseits der Prüfungsordnung, also moralisch – nicht gewillt ist zu akzeptieren, dass ihre Studenten einen Abschluss zu machen, ohne auf dem Niveau, das für Absolventen der jeweiligen Fachrichtung angemessen erscheint, ihre Kommunikation bezüglich Vertraulichkeit und Authentizität zu sichern.

die Situation der Professoren

Da es hier nicht um formalen, sondern moralischen Druck geht, wäre eine Verlautbarung des Dekans wohl nicht ausreichend. Es muss klar sein, dass vielleicht nicht alle, aber zumindest die Mehrheit der Professoren hinter diesem Projekt steht. Diese Mehrheit wird man in einer Abstimmung oder bei einer Unterstützungsumfrage aber wahrscheinlich nicht bekommen – aus dem einfachen Grund, dass nicht einmal die Mehrheit der Informatik-Professoren derzeit diese Technik nutzt. Entsprechend schlimmer sieht es an den anderen Fakultäten aus.

Man wird also nicht umhinkommen, die Anlaufphase, die man bei den Studenten vermeiden oder minimieren möchte, bei den Professoren in Kauf zu nehmen. Immerhin ist man dort nicht darauf angewiesen, auf den jeweils nächsten Semesterbeginn als günstige Gelegenheit zu warten.

Unterstützer gewinnen

Sinnvoll erscheint so eine Aktion nur dann, wenn es an der jeweiligen Fakultät bereits ein entsprechendes Schulungsangebot gibt; das wird im folgenden also vorausgesetzt.

Diejenigen Professoren zu gewinnen, die Kryptografie noch nicht selber nutzen, wird am ehesten dann gelingen, wenn man wenigstens einen aktiven Unterstützer in den Reihen der Professoren hat. Der sollte dann – wenn nicht schon alle die Technik nutzen – eine Schulung für alle Mitarbeiter seines Lehrstuhls organisieren.

Nachdem dieser "Präzedenzfall" geschaffen wurde, sollte der Unterstützer-Prof an denjenigen oder diejenigen Kollegen herantreten, die mutmaßlich am leichtesten dafür zu gewinnen sind. Das mögen solche sein, die die Technik selber schon verwenden, aber Mitarbeiter haben, die das noch nicht tun. Nach zwei, drei solchen Aktionen sollte allgemein bekanntgemacht werden (etwa über die Mailingliste aller Fakultätsangehörigen, auch der Studenten), dass das Schulungsprojekt nun auch Schulungen für die einzelnen Lehrstühle anbietet und an welchen das schon durchführt wurde. Daraufhin wird sich vermutlich der eine oder andere Professor melden, der das auch bei sich durchführen möchte. Jede dieser Schulungen sollte über die Mailingliste bekanntgemacht werden, damit alle anderen merken, dass eine Bewegung begonnen hat, die immer mehr Leute erfasst.

Die Verwender der Technik sollten auf ihren Websites (etwa bei den Kontaktdaten) und in der Textsignatur ihrer E-Mails darauf hinweisen, dass sie Kryptografie verwenden. Die Fakultät (oder Hochschule) sollte dafür eine zentrale Verlinkungsseite (etwa in dieser Art, angepasst an die Situation der Hochschule) einrichten.

Nachdem alle Lehrstühle, die sich aus eigenem Antrieb gemeldet haben, abgearbeitet wurden, sollte der Unterstützer-Prof die übrigen Kollegen gezielt ansprechen; nicht alle auf einmal, sondern wieder einzeln, denjenigen zuerst, bei dem die Chancen mutmaßlich am größten sind. Es mag sinnvoll sein, den jeweils nächsten erst anzusprechen, nachdem wieder ein Lehrstuhl geschult wurde und dies bekanntgemacht wurde, um den Druck auf die Übrigen zu erhöhen, bevor man sie fragt.

öffentliche Erklärung

Sobald genügend Unterstützer gefunden wurden, sollte die Fakultät offiziell eine Erklärung verabschieden, in der alle Unterstützer aufgeführt werden. Das muss nicht hinausgezögert werden, bis die Mehrheit der Lehrstühle eine Schulung bekommen hat. Es finden sich – zur rechten Zeit – sicherlich Kollegen, die das Projekt unterstützen, auch ohne so eine Schulung für ihren Lehrstuhl bekommen zu haben, vielleicht sogar, ohne in Zukunft so eine Kollektivschulung zu bekommen oder ohne die Technik selber (in naher Zukunft) nutzen zu wollen.

Natürlich wäre es peinlich, etwas von den Studenten zu verlangen, was nicht einmal die Professoren geschlossen hinkriegen, aber dieses Problem kann dadurch erheblich entschärft werden, dass das Ziel in die Zukunft verlegt wird. Es könnte etwas der folgenden Art beschlossen werden:

Die Fakultät erwartet von Ihren Angehörigen, dass Sie sich in angemessener Weise qualifizieren, die Vertraulichkeit und Integrität ihrer Kommunikation zu sichern. Die Fakultät hat sich zum Ziel gesetzt, dass ab X mindestens 75% ihrer Absolventen über die entsprechenden Fähigkeiten verfügen.

Alle Nutzer der Technik werden gebeten, sich an der Motivation und Qualifizierung zukünftiger Nutzer zu beteiligen. Anregungen dafür sowie technische Informationen finden Sie auf dieser Website:

crypto.fak.uni-stadt.de

Der genannte Zeitpunkt sollte etwa zwei Jahre in der Zukunft liegen, so dass das Ziel leicht erreichbar ist und die Professoren noch genug Zeit haben, sich die Technik anzueignen. Dieser Erwartungshaltung sollte nicht nur per E-Mail und auf offiziellen Anlässen kommuniziert werden, sondern die Fakultät sollte an zentraler Stelle (Eingangsbereich oder Hörsaal) ein entsprechendes Plakat aufhängen, das die Unterschriften der entsprechenden Professoren trägt.

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